Dr. Nicholas Waldstein-Wartenberg
Facharzt für Chirurgie, Vorstandsmitglied des Salzburger Ärzteforum für das Leben und Mitglied der Salzburger Hospizbewegung
Im Aufbau der Hospizbewegung war ich als Arzt im Vorstand beteiligt und habe viele Menschen auf ihrem Lebensweg begleitet. In vielen Gesprächen habe ich auch ihre Not und Angst erfahren.
Ähnliche konfliktgeladene Situationen können auch bei einer ungewollten Schwangerschaft oder beim Sterben und Tod eines Kindes auftreten. Wir alle wünschen uns eine Gesellschaft und eine Politik, die es ermöglicht, dass alleingelassene Frauen und Männer in einem solchen Lebenseinschnitt liebe-und verständnisvolle Beratung erfahren und Hilfsangebote annehmen. Über #fairändern bin ich dankbar, dass diese Themen in der Öffentlichkeit angesprochen werden.
Dr. Nicholas Waldstein-Wartenberg
Hilflose Hilfe
Hast du schon einmal erlebt, dass dir in einer Notsituation auf eine Art und Weise geholfen wurde, die du gar nicht wolltest?
Eine Erzählung von Petra Plonner, Erstunterzeichnerin der Bürgerinitiative #fairändern:
Bei einem Umzug fehlten mir vor einiger Zeit die nötigen Möbel; da beschenkte mich eine Dame mit einem riesigen alten Klavierflügel, der gar nicht mehr bespielt werden konnte… Unseren Mitmenschen in Not zu helfen ist wichtig; aber gewusst wie!
Vor kurzem hörte ich einer jungen Frau aus Zentralafrika zu, die aus ihrem Leben berichtete. Geboren und aufgewachsen auf der Straße, bettelnd, hungernd. Bereits als kleines Mädchen musste sie für Brot Sexdienste anbieten, mit 13 wurde sie schwanger. An dieser Stelle hielt ich gedanklich inne. Hier würden nun einige bekannte Hilfsorganisationen eingreifen. Mit 13 schwanger? Das geht gar nicht! Hier müssen saubere und sichere Abtreibungen angeboten werden.
Unter diesen Umständen und mit diesem Alter ein Baby zu erwarten ist wahrlich eine gewaltige Herausforderung, das will ich nicht beschönigen. Aber ist der jungen Frau mit einer Abtreibung wirklich geholfen? Was geschieht danach? Wird dadurch nicht der Weg für weitere (sexuelle) Ausbeutung geöffnet? Um Mädchen wie diesem zu helfen, sollte wohl an ganz anderer Stelle angesetzt werden.
Vor kurzem hörte ich von einer österreichischen Frau, die bei einer Beratungsstelle anrief. Sie war ungewollt schwanger geworden und hatte ein „Gynmed Ambulatiorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung“ aufgesucht. Sie wollte in ihrer Verzweiflung Hilfe und Beratung, bekam aber gleich die Abtreibungspille Mifegyne verabreicht. Nun rief sie bei der Beratungsstelle an, um zu fragen, ob die Wirkung der Pille irgendwie rückgängig zu machen wäre. Es war nicht die Art von Hilfe gewesen, die sie gebraucht hätte.
Ein Ohr zu haben für Menschen in Notsituationen, dazu sind wir alle aufgefordert. Nur wenn wir wirklich hinhören, können wir die Hilfe anbieten, nach der sich der/die Betroffene sehnt. Und das ist in vielen Fällen eben nicht eine schnelle, saubere Abtreibung, sondern die Erarbeitung eines alternativen, individuellen, gangbaren Weges mit dem Kind.
Diese Geschichten machen wieder deutlich, wie dringend wir eine Statistik und eine anonyme Motivforschung von Schwangerschaftsabbrüchen brauchen. Und eine verpflichtende Bedenkzeit, damit keine Frau mit einer schnellen „Hilfe“ beschenkt wird, die sie so gar nicht wollte.
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