Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Sperl
Rektor der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Kinderarzt
Wir beziehen unsere psychosoziale Energie zum Leben in erster Linie aus Beziehungen und Bindungen, die wir untereinander in der Familie, in der Gesellschaft zueinander aufbauen.
Werdende Mütter in schwierigen Lagen werden oft mit der “einfachen” Lösung einer Abtreibung konfrontiert, ohne auf die Bindungen oder Beziehungen zu achten, die sie bereits eingegangen sind oder die ihnen gar fehlen. Damit sich das bessert, benötigen wir ein Umdenken auf allen gesellschaftlichen Ebenen, dafür setzt sich auch #fairändern ein. Aus diesem Grund unterstütze ich die Initiative.
Das „Recht” auf Abtreibung
Jahrelang habe ich Amnesty International (AI) treu unterstützt. Eine Organisation, die weltweit gegen Ungerechtigkeit auftritt und Schwachen zu ihrem Recht verhilft – daran wollte ich teilhaben! Doch seit einigen Jahren höre ich andere Töne der sogenannten „Menschenrechtsorganisation“: In einem Positionspapier fordert Amnesty ein universelles „Recht auf Abtreibung“.
„Jede Frau, jedes Mädchen und jede Person, die schwanger werden kann“ soll einen universellen Zugang zu „sicheren Abtreibungen in guter Qualität“ haben. Die Durchführung soll „so früh wie möglich und so spät wie nötig“ gewährleistet werden. Alle Staaten sollen dazu verpflichtet werden, chirurgische und chemische Abtreibungen „erschwinglich“ zur Verfügung zu stellen.
Menschenrechte
Es kann niemals ein Menschenrecht auf Tötung geben – was eine Abtreibung ja unwidersprochen ist. Ganz im Gegenteil: Das „Recht auf Leben“ ist sehr prominent in Artikel 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention verankert und steht in Österreich sogar in Verfassungsrang.
Keine Rede davon bei Amnesty International, wenn es um ungeborenes Leben geht. Sogar vor geschlechtsbezogenen Abtreibungen, die weltweit vorwiegend weibliche Föten betreffen, schreckt AI nicht zurück. All das soll als „Hilfsleistung für die betroffenen Frauen“ verstanden werden.
Harte Realität
Ich hatte selbst eine Abtreibung und habe mit unzähligen betroffenen Frauen und Männern in beratender Tätigkeit viele Stunden verbracht. Nur, weil eine Abtreibung “sauber” verläuft, ist sie immer noch keine gute Sache. Keine Frau ist stolz darauf. Keine Frau fühlt sich danach würdevoller oder stärker. Jedenfalls ist mir jedenfalls noch keine begegnet.
Und, das Wichtigste: Eine Abtreibung ändert an den – häufig entsetzlichen – Lebensumständen der betroffenen Frauen nichts. Ist dem Mädchen, das sich für Brot auf der Straße verkaufen muss und schwanger wird, durch eine saubere und billige Abtreibung wirklich geholfen? Oder wirft es nicht gerade die Abtreibung erst recht wieder in seine unerträgliche Situation zurück?
Wir machen es uns zu leicht – und tun keinem Beteiligten etwas Gutes – wenn wir meinen, solche massiven gesellschaftlichen Probleme mit einem “sicheren und sauberen Zugang” zur Abtreibung lösen zu können.
#fairändern will alles daransetzen, gesellschaftliche Bedingungen zu schaffen – egal in welchem Land – um Abtreibungen vorzubeugen. Unser Ansatz sollte sein, die Würde der Frau zu schützen und hoch zu halten. Ich bin überzeugt davon, dass wir Frauen, wenn wir einander unterstützen und empowern, auch mit ungeplanten Lebensumständen zurecht kommen und zwar so, dass wir alle daran wachsen und reifen.
Amnesty International hat mit ihrem „Lösungsansatz“ meine Unterstützung jedenfalls nachhaltig verwirkt.
Petra Plonner
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