• Home
  • Abtreibung Zuhause

Abtreibung Zuhause

„Ich habe nicht mit den Schmerzen gerechnet, ich habe nicht mit den Blutmengen gerechnet. Ich habe nicht mit der Fruchtblase gerechnet. Ich habe nicht damit gerechnet, meinen Sohn zu sehen.“ Das erzählt Nina in einem Interview.

Nina ist eine junge Frau, die sich Familie und Kinder wünscht – nur noch nicht jetzt. Über Abtreibung hat sie ihre Meinung: Ein Schwangerschaftsabbruch kommt für sie nicht in Frage. Doch dann ändert sich alles – sie wird ungeplant schwanger. Sie hätte sich die Situation anders gewünscht, möchte das Kind aber bekommen. Nicht so der Vater: Er fängt an, sie zu bedrohen, unter Druck zu setzen und erpresst sie – wenn sie nicht abtreibt, tut er sich oder dem Kind etwas an.

Entscheidung aus Verzweiflung

Die ständigen Anrufe und Drohungen, der Gedanke daran, ihr Freund könnte ihr oder dem Kind etwas antun, die gesamte Lebenssituation – es macht ihr alles zu schaffen. Fünfmal geht sie zur Beratung. Sie ist zerrissen: Sie möchte das Kind gerne behalten. Es ist ihr Kind! Irgendwann schafft sie es nicht mehr. Es ist zu viel. Sie entscheidet sich für eine Abtreibung und geht zur Gynäkologin. Diese gibt ihr die Abtreibungsmedikamente mit nach Hause.

Nina geht zu einem Freund. Es ist der letzte Tag, an dem ein chemischer Abbruch möglich ist. Sie redet lange mit ihm und geht dann in das dunkle Treppenhaus, wo sie die ersten Tabletten einnimmt. Darauf geht sie nach Hause und legt sich schlafen. Sie schläft gut und seit langem mal wieder durch, da sie das Gefühl hat, eine Lösung gefunden zu haben. Am nächsten Tag erwacht sie und fragt sich:

„Was habe ich getan?“

Sie will den Abbruch rückgängig machen, geht ins Krankenhaus und erzählt den Ärzten, was los ist. Es haben sich Blutungen eingestellt, doch noch geht es dem Kind gut. Die Ärzte geben ihr ein Medikament, um die Schwangerschaft zu erhalten.

Krämpfe und starke Blutungen reißen sie in der kommenden Nacht aus dem Schlaf. Sie geht erneut ins Krankenhaus. Dort erfährt sie: Ihr Kind ist in der Nacht verstorben. Sie wird nach gründlicher Kontrolle wieder nach Hause geschickt. Nun heißt es warten. Nach zwei Tagen stellt Nina fest, dass sich irgendetwas fremdkörperartig anfühlt. Sie setzt sich auf Toilette und drückt. Dann hält sie die Fruchtblase mit dem Baby darin in Händen.

Sie ist geschockt, muss es erstmal weglegen und Abstand nehmen. Nach einiger Zeit nimmt sie die Fruchtblase in die Hand und öffnet sie. Was sie vorfindet, ist ein kleiner Mensch. Sie ist geschockt und bewegt von dem Anblick: Hände, Finger, Füße, Zehen, Augen, Ohr- und Nasenlöcher. Die junge Frau erkennt, dass sie einen Sohn bekommen hätte und gibt ihm den Namen „Knöpfchen“. Ein Prozess schmerzhafter Trauer beginnt. Der angebliche Zellklumpen war ihr Kind.

Nina wünscht sich, dass Frauen mehr Aufklärung und Unterstützung erfahren und dass der Schwangerschaftskonflikt ernstgenommen wird. Ihr Notfall spricht die Forderungen von #fairändern an: psychosoziale Beratung, Information über rechtliche und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten, Bedenkzeit. Das Leid, das Nina S. erfahren hat, soll anderen Frauen erspart bleiben!

*Name auf Wunsch geändert

*https://www.youtube.com/watch?v=GHoh4VOzL6k&feature=youtu.be

leave a comment