Dr. Eugen Banauch
Leiter der Abteilung Forschungsmanagement Mozarteum Salzburg
Dass ungeborene Kinder beim Verdacht auf geistige oder körperliche Behinderung in Österreich bis kurz vor der Geburt abgetrieben werden können, macht mich persönlich betroffen, da meiner Mutter aus genau diesem Grund zur Abtreibung geraten wurde.
Hat sie nicht gemacht… Heute ist meine Schwester eine fantastische Lehrerin, Mutter von 6 Kindern und ein echtes Vorbild für viele – und ohne Behinderung auf die Welt gekommen. Aber selbst, wenn: dass so wenige Kinder mit Down-Syndrom leben dürfen, ist im krassen Widerspruch zu den Diversitätsgeboten unserer Zeit.
#fairändern setzt sich für ein neues Nachdenken über den Schutz des ungeborenen Lebens ein; fern von einzementierten Ideologielinien, Freiheitsbildern und Freund/Feind-Schemata. Das finde ich unterstützenswert!
“Du schaffst das nicht!”
Anna ist 16 Jahre alt und ungewollt schwanger. Sie rief bei mir an und klang verzweifelt.
Sie erzählte mir, dass sie jetzt in der 6. oder 7. Woche schwanger sei. Ihr Freund, seine Eltern sowie ihre Eltern wissen darüber Bescheid. Alle möchten, dass Anna einen Schwangerschaftsabbruch macht. Alle reden auf sie ein, alle sagen ihr, dass sie es sowieso nicht schaffen wird, dass sie sich ihre Zukunft verbaut und Ähnliches mehr.
Als ich Anna fragte: “Was willst du denn?” sah sie mich ganz irritiert an. Ich hatte das Gefühl, niemand hatte sie bis jetzt gefragt, was sie überhaupt möchte. “Ich will abwarten”, war ihre Antwort.
Ich versuchte, ihr mehrere Möglichkeiten aufzuzeigen. Sie war erstaunt darüber, dass es so viel Unterstützung auch von außen gibt. Natürlich sagte ich ihr auch, dass es hart werden würde, wenn sie dieses Kind bekommt, aber dass es durchaus schaffbar ist. Anna war sichtlich gestärkt nach unserem Treffen.
Ein paar Tage später rief sie mich an und sagte, ihre Mutter habe einen Termin zur Abtreibung für sie ausgemacht. Sie hatte große Angst und wollte das nicht. Wir trafen uns erneut. Dieses Mal mit ihrer Mutter. Die Dame, Mitte 40, würdigte mich keines Blickes. Sie sprach relativ abwertend mit mir – ich solle mich nicht wichtigmachen, es ginge um die Zukunft ihrer Tochter usw. Ich fragte die Mutter, um wen es denn jetzt ginge? Um SIE oder um ihre Tochter? Da brach die Mutter in Tränen aus uns erklärte mir, dass sie selbst sehr früh schwanger mit Annas Bruder gewesen war. Sie hatte es nicht leicht, musste ihre Ausbildung abbrechen, der Kindsvater hatte sie verlassen. Sie wünschte sich für ihre Tochter doch nur “das Beste”, einen “einfacheren Weg”, als sie ihn gehabt hatte. Ich fragte erneut nach: “Wäre es für Sie besser gewesen, wenn Sie damals abgetrieben hätten?” In diesem Moment schwand Annas Mutter die letzte Farbe aus dem Gesicht. “NATÜRLICH NICHT, ICH LIEBE MEINEN SOHN, ICH LIEBE MEINE TOCHTER!” Meine nächste Frage stellte ich etwas vorsichtiger: “Meinen Sie nicht, Anna kann selbst entscheiden, was sie möchte? Es ist doch ihr Körper! Es ist auch Leben, das bereits in ihr wächst!”
Anna hat sich ganz allein dafür entschieden hat, dieses Kind zu bekommen. Sie hat sich an einige Stellen gewandt, um Unterstützung zu bekommen. Sie ist glücklich, selbst entschieden zu haben und freut sich auf die weitere, aufregende und bereichernde Zeit!
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