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Mein Leben mit dem gewissen Extra

December 6, 2019 #fairändern 0 Comments

Ich heiße Michael Sebald, wohne in Salzburg und bin ein junger Mann mit Down Syndrom. Ich mag es nicht so gerne, wenn sich jemand über meine Behinderung lustig macht oder mich bemitleidet. Selber habe ich aber ein bisschen Probleme, wenn ich Menschen mit einer sehr starken Behinderung begegne.

Mir selbst geht es nämlich sehr gut, und ich fühle mich bei allem sehr sehr wohl. Ich habe eine wunderbare Arbeit im Kulinarium, die mir sehr viel Spaß macht. Im Kaffeehaus  „Kowalski“ zu sein ist überhaupt mein Traumberuf, weil es mir wichtig ist unter Menschen  zu sein!

Vor kurzem war ich in Leoben und habe dort ein Seminar besucht: „Liebe und so Sachen: Wie wir uns verändern!“. Die Referenten waren Bernadette Wieser und Dominik Dobaj. Es hat mir sehr gut gefallen, und ich habe einiges dazugelernt. Zum Beispiel habe ich gelernt, dass wenn mir jemand zu nahe kommt, ich meine Hand ausstrecke und STOPP! sage. Wenn ich Stopp sage, heißt das: keinen Schritt näher. Wir haben darüber gesprochen, zu wem man sagt „Ich liebe Dich“ und zu wem „Ich mag Dich“, „Ich habe Dich gern“ oder „Ich finde Dich nett“. Das haben wir in Kontakt-Kreisen beschrieben. Ich habe auch gelernt, wo sich Männer und Frauen berühren dürfen und wo nicht. Richtig: Hände, Schultern und im Gesicht. Falsch: Arme, Beine, Körper, Hals, Lippen! An diesen Stellen dürfen mich nur ganz wenige besondere Menschen berühren. Ich möchte mich sehr herzlich bei Bernadette und bei Dominik bedanken, das Thema war sehr spannend für mich, es war eine sehr gute Atmosphäre, und ich habe mich wirklich wohl gefühlt. Gerne möchte ich beim nächsten Mal wieder kommen. Ich habe es mit euch sehr genossen!

Ein andere wichtige Sache in meinem Leben ist das Tanzen. Das ist für mich Leidenschaft, die Sorgen zu vergessen, verbunden, getrennt sein, frei sein und vieles andere. Wenn ich das Tanzen aufhören müsste, wäre ich sehr traurig, weil mir das Tanzen so wichtig ist und auch das Herz mit tanzt.

Und ich habe eine wunderbare Familie, die auch für mich sehr wichtig ist. Ich habe einen ganz besonderen Draht zur meiner Oma. Natürlich mache ich mir Sorgen, wenn sie etwas hat oder bedrückt ist. Dann versuche ich, für sie da zu sein und rufe sie öfters an oder mache einen Besuch. Besonders liebe ich auch meinen Bruder Christoph, meine Nichte Johanna und meinen Neffen Sebastian. Das sind ganz wunderbare Kinder. Johanna ist 6 Jahre alt und kommt im Herbst in die Schule, Sebastian wird bald 2 Jahre alt. Und meine Eltern liebe ich natürlich sehr, auch wenn mein Vater manchmal etwas anstrengend ist …

Ich lerne immer gerne neues dazu. In der Volkshochschule besuche ich einen ganz normalen Englischkurs. Mir macht das Englisch Reden sehr viel Spaß, Tests schreibe ich aber weniger gern. Wenn wir einen Theaterabend im Landestheater haben, gehe ich trotzdem zum Englisch-Unterricht, und Brigitte holt mich einfach früher ab. Überhaupt gehe ich immer gerne ins Theater oder in ein Konzert. Ich liebe zum Beispiel die „Carmina Burana“ von Orff!

Am Donnerstag Nachmittag ist immer meine Klavierstunde. Klavier üben freut mich manchmal überhaupt nicht, aber wenn ich mehr übe, merkt man es sofort bei der Stunde, und es macht gleich viel mehr Spaß. Klavier zu spielen ist auch wichtig für die Beweglichkeit meiner Finger, und die ist wiederum gut für mein Gehirn – habt Ihr das gewusst?

Sonst bin ich gerne mit meinen Freunden zusammen, ich liebe Musik, Whats Appen, schaue Filme in meinem PC und liebe es auch Reden zu halten. Ich bin mit meinem Leben mit dem gewissen Extra sehr zufrieden!

Michi

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